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DIDACTA 2018 - DIGITALISIERUNG ist nicht alles !

Schullandheime setzen auf echte Begegnung mit der Natur

In diesem Jahr hieß das große Thema der größten deutschen Bildungsmesse DIDACTA, die alle drei Jahre auf dem hannoverschen Messegelände stattfindet, "Digitalisierung". Die Politik will viel Geld in die Hand nehmen, um für die Schulen den Anschluss an die Entwicklung herzustellen, die in Europa in einigen Ländern schon weit vorangeschritten ist. Hier sind besondere Anstrengungen nötig, um nicht weiter an Boden zu verlieren.

Doch setzt die Kultusbürokratie hier nicht zu einseitig auf das hoffnungsvolle Pferd "Digitalisierung"? Geht es evtl. nur um ein positiv besetztes Schlagwort? Kann das Internet wirklich die Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit (Klimawandel, Globalisierung, Gerechtigkeit) so befördern, dass hierzu gute Lösungen gefunden werden können? Natürlich ist es toll, statistische Daten schnell zur Hand zu haben oder auch aktuelle Studien einbeziehen zu können, keine Frage.

Doch rechtfertigt das den Einsatz von so viel Geld für die Digitalisierung in der Schule?

Schullandheime haben für den Zugang zur Natur und dem Umgang mit unserer Welt immer einen anderen Weg bestritten. Unmittelbare Begegnungen draußen in der Landschaft, "Lernen mit Kopf, Herz und Hand" und "Global denken - Lokal handeln" waren und sind Teil der "Bildung für nachhaltige Entwicklung – BNE", wie sie heute in der Schule praktiziert wird.

Genau davon sollte auf dem Stand des "Verbandes Deutscher Schullandheime" etwas sichtbar werden. Zusammen mit einigen niedersächsischen Häusern wurde ein Ausstellungskonzept erstellt, an dem auch wir als Schullandheim der Tellkampfschule unseren Anteil hatten. An zweien der fünf Messetagen waren TellkampfschülerInnen zusammen mit ihrer Lehrerin Franziska Fuchs auf dem Stand, um die Besucher zu dem aktuellen Problem des Insektensterbens zu informieren.

Jeder hat es inzwischen selbst wahr genommen: Während man früher bei jeder Urlaubsreise mit dem Auto nach ein paar hundert Kilometern erst mal die Scheiben putzen musste, ist dieser Stopp an der Tankstelle heute nicht mehr nötig. Die Scheibe bleibt sauber, denn die Insekten fehlen, es gibt sie nicht mehr.

Hierzu hatten sich die Schullandheime positioniert und ihren Stand entsprechend gestaltet. Auf einer großen Sonnenblume (dem Symbol der Schullandheime seit langer Zeit) saß eine große Honigbiene. Sie ist eigentlich das drittwichtigste Nutztier (nach Schwein und Rind) in der BRD und hat für die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. Weniger die eigene Honigproduktion als vielmehr die Rolle bei der Bestäubung der Nutzpflanzen bestimmt ihren Wert. Wenn aber die Zahl der Bienen (insbesondere der Wildbienen, die ja nicht vom Menschen während Zeiten von Nahrungsmangel mit Zuckerwasser "gefüttert" werden können) weiter zurück geht, weil Monokulturen und Schädlingsbekämpfung ein Überleben der Insekten verhindert, dann wird es auch zu hohen Verlusten bei den Ernteerträgen kommen.

Diese Zusammenhänge machten die Schüler der 8c der TS den Besuchern klar, verteilten selbst gepressten frischen Apfelsaft und gaben kleine Samentüten für eine "Bienenweide" mit. Insbesondere die LehrerInnen und BetreuerInnen aus dem Grundschulbereich und den Kindertagesstätten griffen dabei herzhaft zu und versprachen, die Samen zusammen mit ihren Kindern auszusäen. So wurde die Idee der Schullandheime an die Kinder heran getragen und auch das Gespräch für das Problem "Insektensterben" befördert.

Unser neuer Kultusminister Hendrik Tonne, der am zweiten Tag zu einem viertelstündigen Besuch auf unseren Stand kam, zeigte sich von der Botschaft des Schullandheimstandes sehr angetan und lobte die engagierten SchülerInnen. Wie auch schon am Tag zuvor der Kultusminister aus Thüringen Helmut Holter (z.Z. Vorsitzender der Kultusministerkonferenz der BRD) stellte er fest, dass solche unmittelbaren Begegnungen mit Naturphänomenen neben der Digitalisierung ebenso einen großen pädagogischen Wert haben.

Hoffentlich erinnert man sich ja bei der Verteilung der Fördergelder im Bildungsbereich in der Zukunft an diese Erkenntnis ?!!

gez. Rudi Becker