Zum Inhalt springen

Lecker, gesund, nachhaltig (Sonntagsbratenkonzept)

Das Essen im Schullandheim Tellkampfschule in Springe folgt dem Gedanken der "Sonntagsbratenküche"

Positive Zukunftsvisionen sind uns ein Anliegen und damit ein Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwicklung in unserem außerschulischen Lernort - das gilt auch für die Ernährung. Deshalb verfolgen wir folgende Leitgedanken:

Wenig Fleisch und tierische Produkte: Inzwischen sind wir es gewohnt, dass täglich Fleisch auf dem Teller liegt. Es ist aber nicht lange her, da war das undenkbar. Wir wollen zurück zur „Sonntagsbratenküche", das verkleinert den ökologischen Fußabdruck für Ernährung deutlich. Deshalb werden wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch angeboten - anteilig zum Aufenthalt bei uns. Damit folgen wir einer Empfehlung der deutschen Gesellschaft für Ernährung. Beim Mittagessen werden pflanzliche Lebensmittel bevorzugt, morgens und mittags werden Aufschnitt und Milchprodukte aus biozertifizierter Tierhaltung angeboten. Darüber hinaus bieten wir Fleischwaren vom regionalen Neulandhof an.

Pflanzliche Gerichte: Vegane Küche ist lecker, ihr fehlt es an nichts. Das erleben unsere Gäste täglich. Die Gerichte werden nach den Gesichtspunkten der Ernährungsphysiologie zusammengestellt und bestehen ausschließlich aus pflanzlichen Produkten und Lebensmitteln mit hoher Nährstoffdichte wie Kartoffeln, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten. So gibt es bei uns z.B. Chili sin Carne (Bohnen plus Mais), Pasta mit Linsenbolognese und Cashew-Parmesan (Getreide plus Hülsenfrüchte).

Ein Essen für alle: Unsere Mittagsmahlzeiten sind für alle Gäste geeignet – ob sie sich nun omnivor, vegetarisch oder vegan ernähren. Lebensmittelunverträglichkeiten sollten allerdings angemeldet werden. Sie werden bei der Zubereitung der Speisen beachtet.

Biologisch und regional: Wir beziehen nach Möglichkeit Waren aus biologischer Landwirtschaft, da neuere Untersuchungen die Gefährlichkeit von Pestiziden für Menschen und andere Lebewesen belegen[1]. In Ausnahmefällen ist uns Regionalität wichtiger als eine Biozertifizierung. Brot beziehen wir beispielsweise aus einer konventionell produzierenden Bäckerei in Springe, um das örtliche Handwerk zu unterstützen. Produkte aus größerer Distanz werden uns von biologisch vertrauenswürdigen Quellen oder von zertifizierten Herstellern wie z.B. in Demeter-Qualität[2] über den Bio-Großlieferanten bezogen. Schweinefleisch erhalten wir vom Neulandhof Rodeberg aus Völksen[3].

Fairer Handel: Bei Nahrungsmitteln aus Ländern, in denen das Lohnniveau niedrig ist, wird darauf geachtet, dass die Produkte fair gehandelt wurden.

Weniger Lebensmittelabfälle: Um der Verschwendung von Nahrungsmitteln entgegenzuwirken, können nicht ausgegebene Essensportionen in einen eigenen Kühlschrank gestellt und dann zwischendurch oder bei späteren Mahlzeiten gegessen werden.

Fünf gute Gründe für eine fleischarme, nachhaltige und biologische Ernährung:

  • Der Anteil tierischer Produkte (Fleisch, Milch und Käse) ist in der Ernährung in Deutschland seit den letzten 80 Jahre um das 4-fache gestiegen[4]. In der Massentierhaltung dienen Produkte wie Getreide und Soja als Nahrungsgrundlage, die auch für den Menschen nutzbar sind. Für den ökologischen Fußabdruck und um die Menschen weltweit ernähren zu können, wäre es sinnvoller, die angebauten Ackerprodukte direkt zu konsumieren.[5]
  • Soja ist ein wichtiger Eiweißlieferant für die konventionelle Landwirtschaft, so werden die nach Deutschland importierten Sojabohnen aus dem Regenwald zu über 80 Prozent in der deutschen Agrarindustrie zu Tierfutter verarbeitet.[6] Hierfür werden allerdings in südamerikanischen Ländern wie Brasilien große Regenwaldflächen zerstört. Die dort angebaute Sojabohne ist fast zu 100 Prozent gentechnisch verändert und wird intensiv mit Pestiziden und Herbiziden wie Glyphosat behandelt. Das führt vor Ort zur Verschmutzung von Böden und des Grundwassers sowie Vertreibungen und Erkrankungen der Bevölkerung in den Gensoja-Anbaugebieten. Letztlich gelangen die Gifte zudem über Umwege in unser Essen.
  • Die Tierhaltung in Deutschland ist meistens wenig artgerecht. Die Tiere leben häufig beengt, sind teilweise großem Stress ausgesetzt und werden vielfach mit Medikamenten, etwa Antibiotika, behandelt und über große Entfernungen zu den Schlachthöfen gefahren.
  • Durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Tiermast entstehen resistente Keime und in der Folge werden Antibiotika für Mensch und Tier wirkungslos.
  • Zu hoher Konsum von tierischen Lebensmitteln erhöht Zivilisationskrankheiten wie Rheuma, Diabetes, Übergewicht, Herzinfarkt und Darmkrebs.[7]

Die erheblichen Auswirkungen der konventionellen Landwirtschaft auf die Klimaerwärmung sind unbestritten[8]. Der allergrößte Anteil davon stammt von der industriellen Tierproduktion (Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung und Zubereichtung). Wir unterstützen bewusst eine nachhaltige Landwirtschaft und deshalb kaufen wir bevorzugt nur aus biologischer Landwirtschaft[9].

 


[1]www.weltagrarbericht.de/fileadmin/files/weltagrarbericht/Weltagrarbericht/03Gesundheit/2015GreenpeacePestizide.pdf

[2] Demeter ist das Qualitätssiegel der anthroposophischen Landwirtschaft und bürgt für höchstes Niveau in  biologischen, bodenschonenden Herstellungsverfahren.

[3] Hier werden die Tiere mit selbstangebautem Futter versorgt, in Kleingruppen mit Sonnenlichtzugang gehalten und in einem kleinen ortsnahen Schlachthof unter sichergestellter Betäubung getötet.

[4]www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Nahrungsmittelverbrauch_und_Fussabduecke_des_Konsums_in_Deutschland.pdf

[5]albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/1-kg-rindfleisch

[6]www.faszination-regenwald.de/info-center/zerstoerung/soja.htm

[7]badw.de/fileadmin/pub/akademieAktuell/2011/36/11_hauner.pdf

[8]www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Faktenblatt-Landwirtschaft-Klimawandel.pdf

[9]www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20170105_studie_agrarwende2050_lf.pdf